Acatenango
Samstag, 9. Dezember








Während unserer Zeit in Antigua, Guatemala, erlebten wir auch das wohl größte Abenteuer unserer ganzen 12-monatigen Reise: eine Wanderung zu einem aktiven Vulkan!
Wie auch in anderen Ländern Zentralamerikas, gibt es in Guatemala sehr viele Vulkane. Von den 37 Vulkanen im Land sind einige davon auch heute noch aktiv. Sowohl die Stadt Antigua, als auch der See „Lago Atitlan“ sind von (inaktiven) Vulkanen umgeben und beim Schlendern durch die Stadt kann man die riesigen, kegelförmigen Vulkane bestaunen.
Ca. 40 km von Antigua entfernt, steht außerdem der aktive Vulkan „Fuego“ (3760 Meter hoch). Der Fuego Vulkan ist zwar aktiv und bricht mehrfach die Woche aus, bei den Ausbrüchen handelt es sich jedoch um „Mini-Ausbrüche“, die ungefährlich für die umliegenden Dörfer sind. Der Vulkan spuckt immer wieder Aschewolken und kleine Mengen Lava in die Luft, das dann den Vulkanberg herunterläuft, aber aufgrund der kleinen Menge nach kurzer Zeit erkaltet und nie die Dörfer erreicht. Auch wenn der Vulkan Fuego als gering aktiv eingestuft wird und seine Ausbrüche für einen aktiven Vulkan sehr klein sind, sehen die aufsteigenden Aschewolken und die wenigen Lavaspritzer von der Ferne spektakulär aus! Selbstverständlich sind die Ausbrüche des Fuego-Vulkans (so klein sie auch sind) nur ungefährlich, solange man weit genug davon entfernt ist. Man sollte auf keinen Fall versuchen, den Fuego Vulkanberg zu besteigen.
Glücklicherweise gibt es aber eine andere (ungefährliche) Möglichkeit, die kleinen Eruptionen des Fuego-Vulkans zu bestaunen: eine Wanderung zum gegenüberliegenden Berg „Acatenango“, von dem aus man eine wunderbare Sicht auf den Fuego-Vulkan hat. Da auch der inaktive Acatenango-Vulkan ein sehr hoher und steiler Berg ist, handelt es sich bei dieser Wanderung um eine 2-tägige Tour mit Übernachtung im Base-Camp des Acatenango-Berges. Christoph und ich wollten uns dieses einmalige Erlebnis nicht entgehen lassen und buchten schließlich eine 2-Tages-Tour mit Guides bei einem lokalen Unternehmen in Antigua.
Am Tag der Wanderung fuhren wir mit Bussen zum Startdorf der Wanderung, das auf ca. 1600 Höhenmetern lag. Das Basecamp, das wir noch am gleichen Tag erreichen sollten, lag auf 3600 Metern Höhe, also mussten wir ganze 2000 Höhenmeter zurücklegen. Der Aufstieg auf den Acatenango war sehr anstrengend, da der Weg durchgängig steil nach oben ging und man meist auf Geröll und Sand lief, aber mit vielen Pausen dennoch machbar. Wir legten die 2000 Höhenmeter in ca. 5 Stunden zurück und kamen im Laufe dieser Zeit an den verschiedensten Vegetationszonen vorbei. Man startet zwischen weitläufigen, flachen Feldern, erreicht dann eine Art tropischen, dicht bewachsenen Regenwald, gelangt dann in einen trockenen Nadelwald und schließlich befindet man sich über den Bäumen auf über 3000 Metern Höhe und sieht alle Bäume, Berge und selbst Wolken, von oben. Fix und fertig am Basecamp angekommen, eröffnete sich uns dann der Blick auf den riesigen Vulkan Fuego gegenüber des Basecamps, der nochmal viel näher wirkte, als erwartet. In dem Moment, in dem wir das Basecamp betraten, hörte man plötzlich ein tiefes, lautes Grummeln, das wie ein lauter Donner klang. Bei Sonnenlicht und klarer Sicht an diesem Tag handelte es sich jedoch nicht um Donner, sondern um den Vulkan Fuego, der wenige Sekunden nach dem Grummeln eine riesige Aschewolke in die Luft katapultierte. Was für ein beeindruckender Empfang im Basecamp! Der Vulkan grummelte noch etwas vor sich hin, spuckte noch mehr Aschewolken und ein paar Minuten später war es wieder still und die Aschewolke verflog. Die nächsten Stunden im Camp (inzwischen war es Nachmittag) verbrachten wir mit Mittagessen und die Sonne und den gigantischen Ausblick zu genießen. In sehr unregelmäßigen Abständen begann der Vulkan gegenüber immer wieder leicht zu grummeln und Aschewolken zu spucken. Zwischen den Eruptionen war der Vulkan komplett still. Manchmal donnerte der Vulkan alle halbe Stunde, manchmal auch mehrere Stunden gar nicht. Obwohl wir zu diesem Zeitpunkt erst wenige Stunden neben dem Vulkan verbracht hatten, war dieser Ausflug schon jetzt der beeindruckendste meines Lebens! Der Ausblick vom Basecamp auf die umliegende Landschaft war unglaublich schön und der Vulkan Fuego gegenüber so viel größer und mächtiger, als wir ihn uns vorgestellt hatten.
Ein paar Stunden später war die Sonne dann untergegangen, wodurch es im Basecamp auf 3600 Metern Höhe schnell sehr sehr kalt wurde. Zum Glück machten unsere Guides schnell ein Lagerfeuer, kochten ein leckeres warmes Abendessen und hatten sogar eine Packung Marshmallows und Stöcke für uns dabei, sodass wir auf dem Berg auf 3600 Meter Höhe gemütlich Marshmallows grillen konnten. Eine verrückte Situation und sehr luxuriös, wenn man bedenkt, dass die Guides all diese Lebensmittel und auch das Wasser zum Kochen des Abendessens im Rucksack auf den Vulkan tragen mussten. Es vergingen einige Stunden, in denen sich der Vulkan gar nicht regte, bis dann auf einmal wieder ein lautes Grummeln zu hören war und wir im Dunkeln der Nacht tatsächlich einige kleine Lavaströme sehen konnten! Die nächsten Stunden waren die aufregendsten Stunden unserer gesamten Reise, da wir mehrfach kleine Explosionen des Vulkans und Lavafontänen sehen konnten, was ein total verrücktes, beeindruckendes und surreales Gefühl war.
Der Sonnenaufgang am nächsten Tag war der schönste, den ich je gesehen hatte und die Aussicht auf die umliegenden Vulkane und Berge im orangenen Licht war wunderschön. Als die Sonne gerade aufgegangen war, beschloss ich um 06.30 Uhr mich mit meinem Skizzenbuch vor die Hütte zu setzen und den gegenüberliegenden Vulkan zu zeichnen. Ich genoß die Ruhe, da so früh morgens im Basecamp noch nichts los war und konnte so ganz entspannt und alleine meine Skizzenbuchzeichnung anfertigen. Das Wochenende und diese ruhige Zeichen-Session war das schönste Erlebnis, unserer einjährigen Reise.